Keltische Wallanlage

reko_wallanl_1994

Wallanlage - Rekonstruktion

Fundgeschichte

Nordöstlich der Gemeinde Schwarzenbach erhebt sich eine rund 500 m lange und 300 m breite Hochfläche mit dem Flurnamen "Burg". Die im Osten, Süden und Westen steil abfallende, natürlich ge­schützte Kuppe wird im Norden durch einen mächtigen, bis zu 7 m hoch erhaltenen Erdwall und davorliegenden Graben, befestigt. In der Mitte der Gipfelfläche befindet sich eine natürliche kegelförmige Erhe­bung, von der  H. P. Schad´n 1938 schreibt, dass dort nach einer Sage die Burg "Anchenstein" gestanden sei. Am Südwestabhang befindet sich das sog. "Heilige Bründel", eine der Hl. Maria ge­weihte Wallfahrtskapelle.

Die bisher ältesten Nachrichten stammen aus dem Jahre 1925, als von F. Hartmann, Zahnarzt in Wiener Neustadt und aktiver Konsulent des Burgenländischen Landesmuseums, bei systematischen Feldbe­gehungen urgeschichtliche Gefäßbruchstücke, Knochen und ge­brannte Hüttenlehmbrocken gesammelt worden sind. In einem hei­matkundlichen Fragebogen von Sieggraben aus dem Jahre 1929, der sich im Burgenl. Landesmuseum befindet, teilt Bezirksinspektor K. Giller mit, dass sich gegenüber der Rotte Schildern eine Schanze befindet, in der nach Angabe des Ausnehmers A. Werfring seinerzeit die Panduren Grenzdienst verrichtet hatten.

In den Jahren 1938 bis 1953 beschreibt H.P. Schad´n, Gymnasialpro­fessor und bester Kenner mittelalterlicher Erdwerke, mehrfach die Befestigungsanlage in seinen Studien. Eine genaue Datierung fand sich jedoch erst 1970 in einem Fundbericht von H. Novak, Ingenieur und an der Urgeschichte interessierter Heimat­forscher. Seit 1984 wurde die Anlage oftmals von Sammlern aufge­sucht: Die bekannt gewordenen Funde belegen eine Besiedlung  in der Urnenfelderzeit (späte Bronzezeit, etwa 1000 v.Chr.), der mittleren und jüngeren La-Tène-Zeit (jüngere Eisenzeit, etwa 2. u. 1.Jh. v. Chr.) sowie dem Mittelalter. 

Wallschnitt 1992/93

 

Archäologische Untersuchtung der Wallanlage

In den Jahren 1992 und 1993 wurde in einer insgesamt fünf Monate dauernden Ausgrabung die aus Wall und Graben be­stehende Befestigungsanlage der Höhensiedlung von Schwarzenbach untersucht. Die Untersuchung wurde durch ein Team von Studenten der Universität Wien unter der Leitung von Dr. Wolfgang Neubauer durchgeführt. Ziel der Ausgrabung war es, fun­dierte Aussagen über Alter, Aufbau und Aussehen der Be­festigung treffen zu können.

Die Untersuchungsfläche war 34 m lang und 3 m breit. Schicht für Schicht wurde der Wall bis zum gewachsenen Felsboden abgetragen. Im Gra­benbereich wurden die hinein­geschwemmten Schichten eben­falls bis zum Fels entfernt. Auf diese Art und Weise war es möglich, Reste von Mauern und hölzernen Wehrbauten, ehemalige Bodenoberflächen und andere Spuren menschli­cher Siedlungstätigkeit nach­zuweisen und zu datieren. Es wurden insgesamt vier Bau­phasen festgestellt, die alle aus der ausgehenden Eisenzeit (2. u. 1. Jahrhundert vor Christus) stammen.

Während der ältesten Bauphase wurde ein bis zu 3 m tiefer Graben aus­gehoben. Längs der Innenseite des Grabens errichtete man ei­ne bis zu 10 m breite und et­wa 2 m hohe Kastenkonstrukti­on aus waagrecht liegenden Holzstämmen, welche mit Stei­nen und Erde verfüllt wurde, Die zum Graben gewandte Au­ßenseite dieses Bauwerkes war mit einer Mauer aus Bruchstei­nen verblendet.

In regelmäßi­gen Abständen waren in die Mauer senkrecht stehende Pfo­sten zur Verstärkung eingelas­sen. Auf der Mauerkrone be­fand sich wohl eine Brustwehr. Derartige "Pfosten-Schlitz-Mauern" sind uns aus ähnli­chen keltischen Befestigungs­anlagen gut bekannt, in Öster­reich wurde dieser Mauertyp in Schwarzenbach erstmals nachgewiesen.

Diese älteste Befestigung wurde zerstört. Erst nach län­gerer Zeit (sicher einige Jahr­zehnte) wurde die Wehranlage wieder aufgebaut. Der Graben wurde vertieft. Man baute eine neue Blendmauer, die hinter der Mauer gelegene Rampe wurde erhöht und darauf ein Wehrgang aus Holz mit lehm­verstrichenen Wänden errich­tet. Dieses Gebäude wurde durch Feuer zerstört; danach wurde die Befestigung noch zweimal erneuert, bevor man sie endgültig verließ.

Nicht nur Hinterlassenschaften der Kelten konnten durch die Ausgrabung nachgewiesen werden, sondern auch die Spu­ren einer viel älteren Be­sied­lung, die in die begin­nende Mittelbronzezeit (1700 - 1500 vor Christus) fällt. Darauf deuten zahlreiche Bruchstücke von Keramikgefäßen hin, die sich in einer Schicht unter dem Wall fanden und mit die­sem nicht in Verbindung zu bringen sind. Interessant ist dieser Fund im Hinblick auf Grabhügel, die 1980 im Zuge des Baus der Schnellstraße S 31 zwischen Sieggraben und Schwarzenbach ausgegraben wurden und aus derselben Zeit stammen. Wahrscheinlich haben die Men­schen, die in diesen Gräbern bestattet wurden, auf der Hochfläche bei Schwarzen­bach gelebt.

Urgeschichtlicher Wanderweg

1991 wurde durch den Bürgermeister der Marktgemeinde Schwar­zenbach Johann Giefing das Projekt "Urgeschichtlicher Wanderweg Schwarzenbach" initiiert; die Finanzierung erfolgte durch das Land Niederösterreich, die wissenschafltiche Betreuung durch das Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien.

Das Projekt hat zum Ziel, die bedeutende urgeschichtliche Wallbefe­stigung von Schwarzenbach im Rahmen eines Wanderweges einem breiten Kreis der interessierten Öffentlichkeit bekanntzumachen, sowie erstmals eine archäologische  Erforschung des Erdwerkes durchzuführen.

1992 konnte ein etwa 1 1/2 stündiger Wander­weg eröffnet werden. Informationstafeln erläutern die historische Bedeutung der Anlage; weiters werden interessante Pflanzenge­meinschaften und Biotope entlang des Weges erklärt. Bisher wur­den sechs Informations- und 35 Hinweistafeln aufgestellt. 1993 fand der Ausbau des Wanderweges statt, der besonders die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen zeigen soll.

Adresse

Am Keltenwall
2803 Schwarzenbach


Kontakt

Schwarzenbach Marktgemeinde

Am Keltenwall 4
2803 Schwarzenbach

Telefon 02645 5201

gemeinde@schwarzenbach.gv.at

verfasst über https://www.schwarzenbach.gv.at

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