Fundgeschichte
Nordöstlich der Gemeinde Schwarzenbach erhebt sich eine rund
500 m lange und 300 m breite Hochfläche mit dem Flurnamen "Burg". Die
im Osten, Süden und Westen steil abfallende, natürlich geschützte Kuppe wird
im Norden durch einen mächtigen, bis zu 7 m hoch erhaltenen Erdwall und
davorliegenden Graben, befestigt. In der Mitte der Gipfelfläche befindet sich
eine natürliche kegelförmige Erhebung, von der
H. P. Schad´n 1938 schreibt, dass dort nach einer Sage die Burg
"Anchenstein" gestanden sei. Am Südwestabhang befindet sich das sog.
"Heilige Bründel", eine der Hl. Maria geweihte Wallfahrtskapelle.
Die bisher ältesten Nachrichten stammen aus dem Jahre 1925,
als von F. Hartmann, Zahnarzt in Wiener Neustadt und aktiver Konsulent des
Burgenländischen Landesmuseums, bei systematischen Feldbegehungen
urgeschichtliche Gefäßbruchstücke, Knochen und gebrannte Hüttenlehmbrocken
gesammelt worden sind. In einem heimatkundlichen Fragebogen von Sieggraben aus
dem Jahre 1929, der sich im Burgenl. Landesmuseum befindet, teilt
Bezirksinspektor K. Giller mit, dass sich gegenüber der Rotte Schildern eine
Schanze befindet, in der nach Angabe des Ausnehmers A. Werfring seinerzeit die
Panduren Grenzdienst verrichtet hatten.
In den Jahren 1938 bis 1953 beschreibt H.P. Schad´n,
Gymnasialprofessor und bester Kenner mittelalterlicher Erdwerke, mehrfach die
Befestigungsanlage in seinen Studien. Eine genaue Datierung fand sich jedoch
erst 1970 in einem Fundbericht von H. Novak, Ingenieur und an der Urgeschichte
interessierter Heimatforscher. Seit 1984 wurde die Anlage oftmals von Sammlern
aufgesucht: Die bekannt gewordenen Funde belegen eine Besiedlung in der Urnenfelderzeit (späte Bronzezeit,
etwa 1000 v.Chr.), der mittleren und jüngeren La-Tène-Zeit (jüngere Eisenzeit,
etwa 2. u. 1.Jh. v. Chr.) sowie dem Mittelalter.
Wallschnitt 1992/93
Archäologische Untersuchtung der Wallanlage
In den Jahren 1992 und 1993 wurde in einer insgesamt fünf
Monate dauernden Ausgrabung die aus Wall und Graben bestehende
Befestigungsanlage der Höhensiedlung von Schwarzenbach untersucht. Die
Untersuchung wurde durch ein Team von Studenten der Universität Wien unter der
Leitung von Dr. Wolfgang Neubauer durchgeführt. Ziel der Ausgrabung war es,
fundierte Aussagen über Alter, Aufbau und Aussehen der Befestigung treffen zu
können.
Die Untersuchungsfläche war 34 m lang und 3 m breit. Schicht
für Schicht wurde der Wall bis zum gewachsenen Felsboden abgetragen. Im
Grabenbereich wurden die hineingeschwemmten Schichten ebenfalls bis zum Fels
entfernt. Auf diese Art und Weise war es möglich, Reste von Mauern und hölzernen
Wehrbauten, ehemalige Bodenoberflächen und andere Spuren menschlicher
Siedlungstätigkeit nachzuweisen und zu datieren. Es wurden insgesamt vier
Bauphasen festgestellt, die alle aus der ausgehenden Eisenzeit (2. u. 1.
Jahrhundert vor Christus) stammen.
Während der ältesten Bauphase wurde ein bis zu 3 m tiefer
Graben ausgehoben. Längs der Innenseite des Grabens errichtete man eine bis
zu 10 m breite und etwa 2 m hohe Kastenkonstruktion aus waagrecht liegenden
Holzstämmen, welche mit Steinen und Erde verfüllt wurde, Die zum Graben
gewandte Außenseite dieses Bauwerkes war mit einer Mauer aus Bruchsteinen
verblendet.
In regelmäßigen Abständen waren in die Mauer senkrecht
stehende Pfosten zur Verstärkung eingelassen. Auf der Mauerkrone befand sich
wohl eine Brustwehr. Derartige "Pfosten-Schlitz-Mauern" sind uns aus
ähnlichen keltischen Befestigungsanlagen gut bekannt, in Österreich wurde
dieser Mauertyp in Schwarzenbach erstmals nachgewiesen.
Diese älteste Befestigung wurde zerstört. Erst nach
längerer Zeit (sicher einige Jahrzehnte) wurde die Wehranlage wieder
aufgebaut. Der Graben wurde vertieft. Man baute eine neue Blendmauer, die
hinter der Mauer gelegene Rampe wurde erhöht und darauf ein Wehrgang aus Holz
mit lehmverstrichenen Wänden errichtet. Dieses Gebäude wurde durch Feuer
zerstört; danach wurde die Befestigung noch zweimal erneuert, bevor man sie
endgültig verließ.
Nicht nur Hinterlassenschaften der Kelten konnten durch die
Ausgrabung nachgewiesen werden, sondern auch die Spuren einer viel älteren
Besiedlung, die in die beginnende Mittelbronzezeit (1700 - 1500 vor
Christus) fällt. Darauf deuten zahlreiche Bruchstücke von Keramikgefäßen hin,
die sich in einer Schicht unter dem Wall fanden und mit diesem nicht in
Verbindung zu bringen sind. Interessant ist dieser Fund im Hinblick auf
Grabhügel, die 1980 im Zuge des Baus der Schnellstraße S 31 zwischen Sieggraben
und Schwarzenbach ausgegraben wurden und aus derselben Zeit stammen.
Wahrscheinlich haben die Menschen, die in diesen Gräbern bestattet wurden, auf
der Hochfläche bei Schwarzenbach gelebt.
Urgeschichtlicher Wanderweg
1991 wurde durch den Bürgermeister der Marktgemeinde
Schwarzenbach Johann Giefing das Projekt "Urgeschichtlicher Wanderweg
Schwarzenbach" initiiert; die Finanzierung erfolgte durch das Land
Niederösterreich, die wissenschafltiche Betreuung durch das Institut für Ur-
und Frühgeschichte der Universität Wien.
Das Projekt hat zum Ziel, die bedeutende urgeschichtliche
Wallbefestigung von Schwarzenbach im Rahmen eines Wanderweges einem breiten
Kreis der interessierten Öffentlichkeit bekanntzumachen, sowie erstmals eine
archäologische Erforschung des Erdwerkes
durchzuführen.
1992 konnte ein etwa 1 1/2 stündiger Wanderweg
eröffnet werden. Informationstafeln erläutern die historische Bedeutung der
Anlage; weiters werden interessante Pflanzengemeinschaften und Biotope entlang
des Weges erklärt. Bisher wurden sechs Informations- und 35 Hinweistafeln
aufgestellt. 1993 fand der Ausbau des Wanderweges statt, der besonders die
Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen zeigen soll.
Adresse
Am Keltenwall
2803 Schwarzenbach
Kontakt
Schwarzenbach Marktgemeinde
Am Keltenwall 4
2803 Schwarzenbach
Telefon 02645 5201
gemeinde@schwarzenbach.gv.at